"Keiner mahnt uns so gewissenhaft,
für unser Wohl zu sorgen – wie der Schmerz“
Emanuel Wertheimer (1864-1916)
Feldenkrais? Was soll das sein?
Kreise im Korn?
Oder wie soll ich das verstehen?
So ziemlich alle Menschen, die ich seit meiner Arbeit mit Feldenkrais kennengelernt habe, reagieren so oder ähnlich. Und auch ich wüsste wohl nichts Anderes zu berichten, wenn mein Schmerz mich nicht in missliche Lagen gebracht hätte.
Alles begann sehr klassisch. Ab und an befielen mich heftige Schmerzen im unteren Rücken. Nach Intervallbesuchen beim Chiropraktiker lief es temporär wieder rund und ich vergaß meine Schmerzen. Schon früh begann ich für die Berliner Musikindustrie zu arbeiten. Ich begegnete einer Band, von der damals keiner ahnen konnte, wie erfolgreich sie mal werden würde. Das Leben mit dieser Band hat mich nachhaltig geprägt, so dass es für mich zwei Zeitrechnungen gibt: Davor und Danach. Es kamen andere Künstler und neue Projekte hinzu. Fünfundzwanzig Jahre voller Musik und Leidenschaft.
Wie mit allen Dingen im Leben, die man mit Leidenschaft und Herzblut vorantreibt, gab es neben der Herausforderung auch die Überforderung, neben dem kreativen Prozess, zermürbende Routinen, nach dem Erfolg, die große Leere. Wer in der Branche arbeitet, wird es wissen: Vor der Tour ist nach der Tour, wenig Zeit zum Innehalten.
Die Schmerzen nahmen zu, die kurzen Besuche beim Arzt brachten keine Linderung. Also machte ich mich auf die Suche und schaute nach Alternativen. Und ich fand sie. Sogar ohne große Umwege. Mein Hausarzt brachte mich auf die Idee, es mal mit Feldenkrais zu versuchen.
Nach einigen Einzelstunden (FI) begann ich mich auch selbst auf den Boden zu legen und verschiedene Lektionen in der Gruppe auszuprobieren. Ich verstand sehr bald, dass der Schlüssel zu einer raschen Linderung, darin lag, sich selbst helfen zu können. Leichte, unaufgeregte, einfache Bewegungen brachten einen Prozess in Gang, welcher Erstaunliches offenbarte. Ich bekam Möglichkeiten an die Hand. Mit Hilfe dieser Möglichkeiten verschwand nicht nur der Schmerz im Rücken. Auch mein Berufsleben änderte sich auf verblüffende Weise. Entscheidungen und Denkprozesse, fühlten sich frischer, mutiger und vor allem, mehr nach mir an.
2017 entschied ich mich dann für eine Ausbildung zur Feldenkrais Lehrerin. Ich wollte das Innenleben dieser erstaunlichen Methode kennenlernen. Die Jahre der Ausbildung waren reich an Erkenntnissen, innerer Suche und wichtiger Ruhephasen für die Integration des Gelernten im Alltag. Über Bewegung kam ich meinem Selbst wieder näher.
2021 war es dann soweit. Ich fühlte mich bereit für einen ganz neuen Weg, eine neue Arbeit. Seitdem arbeite ich nun mit der Feldenkrais-Methode. Ich begleite Menschen in Gruppen und in Einzelsitzungen, welche ihre Lebensqualität mit Hilfe des Erkundens der eigenen Bewegungsmöglichkeiten im wahrsten Sinne des Wortes auf „neue Füße“ stellen wollen.